Pünktlich zum Jubiläum blicken Mathias Vetter, Thomas Lippe und Thorsten Franz zusammen mit dem Journalisten Hans Peter Tipp auf die Jahre 2006 bis 2022 zurück – eine Zeit, die geprägt war von der Jagd nach neuen Rekorden und stetigem Wachstum.
Highlights und Anekdoten der Osterläufe 60 bis 64
7694 Aktive wollen dem Osterlauf zum 60. Geburtstag gratulieren und sorgen erneut für eine Rekordbeteiligung. 10.000 Zuschauer säumen am 15. April 2006 bei Frühlingswetter die Strecke – mehr als je zuvor, heißt es. Mit einer neuen Streckenführung kehrt der Osterlauf nach mehrjähriger Pause bei seiner 60. Auflage zurück in die Stadtheide. Über die Eisenbahnbrücke am Nordbahnhof flitzen auch die Inliner – zum ersten Mal in Paderborn auf der Halbmarathondistanz. Rekordsieger Markus Pape findet die Verlängerung der bis dato üblichen 10-Kilometer-Strecke gut: »Für zehn Kilometer lohnt die Anreise nicht, da ist das Lauferlebnis viel zu kurz.« Moses Kipkosgei Kigen hat ein besonderes Präsent im Gepäck. Der Kenianer, der drei Jahre in Folge über 10 Kilometer gewonnen hat, schenkt dem Osterlauf in 1:01:30 Stunde einen Streckenrekord im Halbmarathon.
Walkerin Michaela Mahrenholz genießt die gute Stimmung entlang der Strecke – speziell in der Stadtheide. Ihre Bilanz: „Es hat Super-Spaß gemacht durch die Menschen zu laufen, die neben der Strecke grillten, jubelten und uns sogar die Zeiten zuriefen.“
Beim Blättern in der Chronik des Osterlaufes stößt man unweigerlich auf den 20. April 1947, die Geburtsstunde des Paderborner Osterlaufes. 147 Läuferinnen und Läufer wollten auf dem heutigen inneren Ring ermitteln, wer der Schnellste über die 3.350 m lange Strecke ist. Aufgeteilt in die Disziplinen Jungmannen (Jahrgang 1927/28), Allgemeine Klasse (Meisterschaftsklasse), Spielerklasse, Jugendklasse und Frauenklasse stellte man sich dem Wettlauf über den heutigen inneren Ring mit Start- und Ziel am Westerntor.
In den kommenden Jahren wuchs der Osterlauf über den Volkslaufcharakter hinaus und debütierte 1952 zum 1. Nationalen Paderborner Osterlauf. Nach und nach vereinheitlichte sich die Streckenführung auf 5, 10 km und die Halbmarathondistanz und die Einführung einer amtlichen Vermessung lockte internationale Athleten nach Paderborn.
Spätestens aber ab dem Jahre 1988 erlebte der Osterlauf seinen eigentlichen Aufstieg zu dem, was ihn heute unverändert auszeichnet. Der Umzug des Laufes in den Bereich des Sportzentrums Maspernplatz erwies sich als Glücksgriff. Mit der hier vorhandenen Infrastruktur konnte die Veranstaltung zu einem Event der Extraklasse heranwachsen.
Mit 147 Teilnehmern hat es angefangen, heute sind es über 10.000 Läuferinnen und Läufer, die in Paderborn mit dabei sein wollen. Kindergarten- und Grundschulkinder gehen 2023 bereits zum 25. Mal an den Start. Inlineskater, Walker, Nordic Walker gehören mittlerweile ebenso zum Osterlauf wie die Rollstuhlfahrer und Menschen mit Behinderung. Firmen nutzen den Osterlauf als Motivationselement für ihre Mitarbeiter und erkennen, wie wertvoll der Sport in der Gemeinschaft sein kann. Auch unsere Running Students sind mittlerweile Teil des Paderborner Osterlaufes.
Aber auch Zehntausende von begeisterten Zuschauern sind Teil des Osterlaufes und begleiten die Läuferinnen und Läufer mit den legendären Vorgarten Partys ins Ziel.
Sport- und Gesundheit sind zwei untrennbare Faktoren und finden sich mit Informationen und Themen in der Sport- und Gesundheitsmesse am Karsamstag wieder und auch durch den Osterpark wird der Osterlauf zu einem wahren Familienevent.
Klimaneutralität und das Umsetzen der Klimaziele werden beim Osterlauf groß geschrieben. Bitte unterstützt den Osterlauf bei der Umsetzung seiner Klimaziele. Bildet Fahrgemeinschaften, kommt mit öffentlichen Verkehrsmittel oder mit dem Fahrrad zum Osterlauf. Unerwähnt bleiben darf natürlich auch nicht das soziale Engagement bei den German Doctors.
Bunt und vielfältiger soll es auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit dem Osterlauf weitergehen. Vor 75 Jahren hätte niemand geahnt, was aus dem einstigen „Wettlauf“ rund um Paderborn geworden ist.
Wir sind bereit für die Zukunft und freuen uns auf weitere spannende Zeiten.
Wenn man sich die Bilder der Entstehungsjahre des „Laufes um Paderborn“ anschaut, erinnern die Oberteile der Läufer eher an historische Bekleidungsstücke von Leichtathleten, keinesfalls aber an die modernen Funktions-Laufshirts des 21. Jahrhunderts.
Die Laufshirts - und die Medaillen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer - des Paderborner Osterlaufs sind seit nunmehr zwei Jahrzehnten jedes Jahr aufs Neue ein Unikat. Seit 2003 werden sie von keinem geringeren als einem der bekanntesten deutschen Pop-Art-Maler, dem Paderborner Herman Reichold, entworfen.
Im Jahr 2003 war es Reichold selber, der die Idee hatte, für den Osterlauf ein eigenes, spezielles Motiv zu entwerfen. Er traf mit der Idee wohl nicht nur den Geschmack des SC Grün-Weiß Paderborn, sondern auch den der vielen tausend Teilnehmenden, für die Laufshirt und Medaille stets ein ganz besonderes Andenken an ihre Teilnahme am Paderborner Osterlauf sind.
War das jährliche Motiv in den ersten Jahren noch an das jeweilige Vorjahres-Libori-Bild des Künstlers angelehnt, entwarf Herman, sozusagen als Geburtstagsgeschenk zum 60. Osterlauf, 2006 erstmals ein eigenes Jahres-Motiv. In diesem lässt sich der typische Paderborner Hase schon deutlich erkennen. Im Laufe der Jahre hat sich der Hase stets etwas verändert und laut Herman Reichold „auch weiterentwickelt, wie ein Läufer der durch regelmäßiges Training den Halbmarathon mit Leichtigkeit absolviert.“
Künstler Herman ist damit in den letzten zwanzig Jahren dafür verantwortlich gewesen, dass jedes Läufershirt und jede Medaille immer wieder aufs Neue ein besonderes Unikat wurden, wie es auch jeder zurückliegende Osterlauf ebenfalls war. Selber mitgelaufen ist der Künstler dabei übrigens jedoch nie, denn als langjähriger Radsportler „erschien ihm das Laufen schon jeher als zu langsam!“
Zum 75. Jubiläum hat sich der heimische Künstler, zusammen mit seiner Assistentin Lara Wenzel, ein ganz besonderes Motiv ausgedacht, dass in diesem Jahr (neben dem Läufershirt und der Medaille) auch eine kleine Jubiläumskollektion schmücken wird. Dieses wirklich schöne Unikat sollte in keiner Sammlung fehlen, denn es wird ein absolutes Highlight bleiben.
Wie es mit dem Osterlauf-Hasen wohl weitergehen wird, wollte der Künstler uns im Interview noch nicht konkret verraten. Nur so viel sei schon gesagt: Der Hase wird im kommenden Jahr, laut Reichold, „moderner und nachhaltiger werden.“
Wir dürfen wirklich gespannt sein und freuen uns schon jetzt auf den weiteren künstlerischen Support des Osterlaufes durch unseren Künstler Herman!
Mehr Wahres und Witziges zu Herman gibt im Netz übrigens unter www.kuenstler-herman.de und die Herman-Osterlauf-Jubiläumskollektion kann in unserem Osterlauf-Shop bestellt werden - schnell sein lohnt sich!
2001 erhält die Osterlauf-Familie Zuwachs. Jüngster Spross ist der Fit und Fun-Lauf, der in jenem Jahr das Licht der Welt erblickt. Der kleine Bruder der beiden traditionellen Osterläufe wächst schnell. Mittlerweile ist der Einsteigerlauf über die 5 Kilometer der zweitbeliebteste im Programm.
Mit 306 Aktiven geht der Fit-and-Fun-Lauf am 14. April 2001 zum ersten Mal ins Rennen. „Den Fünfer laufen ohne zu schnaufen“, lautet dabei das verführerische Motto. Weil es aber von Anfang an ebenso reizvoll ist, beim kleinen Osterlauf als Erste(r) wieder im Ziel zu sein, wird der neue Wettbewerb von der lokalen Presse zunächst kritisch beäugt.
So hebt ein Kommentator 2005 im „Westfälischen Volksblatt“ mahnend den Zeigefinger. Unter der Überschrift „Fun heißt Spaß“ ist zu lesen: „Diesmal kam der Sieger in gut 16 Minuten ins Ziel geflogen. Doch das hat mit dem Begriff Breitensport nicht mehr viel zu tun. Das sind durchtrainierte Sportler. Die wiederum haben nichts beim Fit-and-Fun-Lauf zu suchen. Sie nehmen höchstens denen die Freude, die mal ihrem Körper etwas Gutes tun wollen.“
Spaß und Leistung schließen sich allerdings beim Paderborner Osterlauf keineswegs aus. Das beweisen die vielen Tausende, die sich in den folgenden Jahren auf die Fünfer-Reise begeben. Die Entwicklung der Teilnehmerzahlen kennt nur eine Richtung – steil nach oben. Immer mehr Frauen und Männer, Mädchen und Jungen drängen auf die kürzeste der drei Wettkampfstrecken. Die flotte Runde ist ideal für alle, denen die zehn Kilometer (noch) zu lang sind, oder die es einfach mal mit dem Laufen probieren wollen. Und sie bietet Hobby-, Freizeit- und Breitensportlern die Gelegenheit, die einzigartige Osterlauf-Atmosphäre aus der Aktivenperspektive zu erleben. 2009 schnüren bereits mehr als 1000 Aktive ihre Laufschuhe für den Fit-and-Fun-Lauf.
Die nächsten Marken nimmt der Fünfer im Fünf Jahres-Takt. 2014 machen erstmals mehr als 2000 Läuferinnen und Läufer mit. Gleichzeitig wird bei diesem 68. Paderborner Osterlauf ein weiterer Meilenstein erreicht: Der Fünfer überholt den Halbmarathon – zumindest was die Teilnehmerzahlen betrifft. Zum ersten Mal sind mehr Menschen auf der kurzen Strecke in Bewegung, als auf der traditionellen 21,1-Kilometer-Distanz. Aus dem kleinen Osterlauf ist endgültig ein großer geworden.
Der nächste Tausender fällt im Jahr 2019. Da wollen 3246 Läuferinnen und Läufer beim Fit-and-Fun-Lauf ihren Spaß – mehr als zehn Mal so viele wie bei der Premiere 18 Jahre zuvor. Wenn das keine Erfolgsgeschichte ist...
12.000 Läuferinnen und Läufer beim Paderborner Osterlauf - 4000 sportliche Mitglieder in 20 verschiedenen Sportarten - der SC Grün-Weiß Paderborn bringt Menschen in Bewegung. 103 Jahre besteht der größte Paderborner Sportverein, zum 75. Mal wird am 8. April der Osterlauf stattfinden. Zahlen, die beeindrucken. Um dies alles zu organisieren, gehören viele fleißige Helferinnen und Helfer, Ehrenamtliche und Hauptamtliche dazu.
Unter der Leitung der Präsidenten Hans Wienold, Karl Johannwerner, Horst Wiczynski, Wolfgang Krenz und aktuell Martin Kaiser haben es die Grün-Weißen geschafft, den Osterlauf und den Verein immer bekannter zu machen. Dabei waren die Synergien immer ein wichtiger Bestandteil. „Der Osterlauf muss direkt in einem Atemzug mit dem SC Grün-Weiß Paderborn in Verbindung gebracht werden“, sagte Wolfgang Krenz kurz nach seinem Amtsantritt 2008. Ob als Streckenposten, als Mitglied im Orgateam oder in der VIP-Lounge - die GW-Mitglieder stehen mit helfender Hand hinter ihrem Osterlauf und der Osterlauf steht hinter den Grün-Weißen.
Nur zwei Beispiele: Die Fußballer und die Karateka tüteten vor jedem Osterlauf tagelang 10.000 Starterbeutel ein, die Volleyballer verteilten 11.000 Anwohnerhinweise. Die Bindung ist da. Das freut den Präsidenten Martin Kaiser: „Die Grün-Weissen halten zusammen und nur so kann ein großer Verein und ein traditioneller Lauf so großartige Erfolge erzielen.“ Der SC Grün-Weiß und der Osterlauf sind ein tolles und unzertrennliches Team.
Die Kleinsten kommen beim Paderborner Osterlauf seit 1997 groß raus. Bereits mit dem ersten Bambinilauf sind die Rennen der Kindergarten- und Grundschulkinder ein beliebter Anziehungspunkt für Jung und Alt. 2022 steht sogar eine ehemalige Bambinilauf-Gewinnerin bei den Großen oben auf dem Podest. Aber das ist eine ganz besondere Geschichte, die ohne einen Osterhasen aus Schokolade vielleicht nie passiert wäre. Doch dazu später mehr.
Dieses Gewusel, dieses Gerenne, das reinste Tohuwabohu – und doch auf Anhieb ein riesiges Vergnügen. So etwas hatte Paderborn noch nicht erlebt. Als am 23. März 1997 vor fast 1000 Kindern der Startschuss zum ersten Bambinilauf für alle Unter-Zehnjährigen fällt, läuft im ganzen Trubel nicht alles rund. Einige ärgerliche Stürze und ein paar Platzwunden trüben die allgemeine Begeisterung. Doch angesichts überbordender kindlicher Bewegungsfreude und des sichtbaren Stolzes, mit der die Kleinsten ihre großen Startnummern ins Ziel tragen und ihre Urkunde und Medaille entgegennehmen, ist Paderborn überzeugt. Der Osterlauf wirkt urplötzlich jünger und lebendiger.
Schon im folgenden Jahr werden aus einem Bambinilauf zwei. Fortan rennen die jüngeren getrennt von den älteren Kindern. Das ist der Weg in die Zukunft. Jetzt kommen die Bambini richtig ans Laufen. Kindergärten und Grundschulen nehmen die Bambinilauf-Idee dankbar auf und bereiten ihre Kinder auf den Start vor. Man wird kreativ, bastelt Verkleidungen, bedruckt oder bemalt T-Shirts.Vor Ort wird das gemeinsame Aufwärmen der Bambini, oft genug unter prominenter Anleitung, immer mehr zu einem Spektakel. All das trägt maßgeblich zum kunterbunten Bild des Osterlaufes bei.
Mehr als 30.000 Kids haben inzwischen ihren ersten Laufkilometer beim Osterlauf absolviert, sich dabei selbst übertroffen oder einfach ausgetobt aus Spaß an der Bewegung. Häufig sind die Kleinen mit wehenden Haaren losgestürmt, um als eine(r) der Ersten wieder zurück zu sein. So gibt ein pfeilschneller Steppke ganz routiniert zu Protokoll: „Letztes Jahr bin ich Zweiter geworden, aber diesmal wollte ich unbedingt gewinnen. Das Rennen war allerdings ganz schön hart.“ Für andere ist das Mitmachen vor so vielen Menschen an der Hand von Mama oder Papa ein Riesending – und der Lauf reine Nebensache. „Er hat nur auf die Zuschauer geachtet“, berichtet eine Mutter über ihren Zweijährigen. Und bisweilen beginnt im Bambinialter eine wunderbare Osterlauf-Tradition. Wie bei dem 13-Jährigen, der stolz erzählt, dass er „schon zum 10. Mal“ mitgemacht habe.
Ein freundschaftliches Band zum Osterlauf pflegt auch Katharina Steinruck. Mit der Frankfurterin gewinnt 2022 erstmals eine Läuferin den „großen“ Osterlauf, die schon als Bambini in Paderborn unterwegs war. Als sie für ihren Erfolg im 10-Kilometer-Lauf geehrt wird, betont sie: „Für mich ist der Sieg etwas Besonderes denn vor 22 Jahren habe ich den Bambinilauf gewinnen können“ Was der Schokohase damit zu tun hat? Exakt diese Süßigkeit hatte der damalige Osterlauf-Chef Horst Wiczynski im Jahr 2000 der zaudernden Zehnjährigen fürs Mitmachen im Bambinilauf versprochen. Ein Angebot, das die Kleine nicht ablehnen konnte. Dass sie sogar als Schnellste im Ziel war, lag aber nicht nur an der zu erwartenden Belohnung. Schließlich war Vater Wolfgang lange Bundestrainer und ihre Mutter Kathrin eine der erfolgreichsten deutschen Marathonläuferinnnen aller Zeiten. Ob Katharina Steinruck allerdings auch ohne die Aussicht auf „ihren“ Schokohasen jemals beim Paderborner Osterlauf durchgestartet wäre, bleibt für immer eine offene Frage.
bis 2006 teilweise keine gesonderte Erfassung
2020/2021 Keine Austragung wegen Corona-Pandemie
2022 kein Lauf für Kindergartenkinder
1997 bis 2005 - Lothar von dem Bottlenberg: Sechzig Jahre Paderborner Osterlauf, Chronik und Geschichten, 2006, d-Druck Gmbh, Paderborn
2002 und 2006 bis 2009 - Berichte der Paderborner Tageszeitungen: Neue Westfälische (www.nw.de) und Westfälisches Volksblatt (www.westfalen-blatt.de)
2009 bis 2022 - Homepage des Paderborner Osterlaufes
10 Kilometer, eine Runde, lange Geraden, aber auch viele rechte Winkel – so fingen die Handbiker im Jahre 1994 mit Arno Becker als Organisator an. „Eine Bereicherung für den Paderborner Osterlauf“, hieß es damals. Es waren spannende Rennen für Menschen mit Behinderung und es war beeindruckend zu beobachten, wie schnell die teilweise mehr als 30 Biker mit ihren extra für solche Rennen angefertigten Gefährten unterwegs waren. 2009 übernahm Christian Just die Organisation. Besonders fesselnd war es 2015, als die ersten vier Biker mit nur einer Sekunde Zeitdifferenz ins Ziel schossen.
Für die Verantwortlichen wurde Integration großgeschrieben. Die Teilnehmerzahl ging allerdings zurück und so keimte eine neue Idee auf: ein Special Olympics-Lauf. Zusammen mit dem großen Paderborner Softwareentwickler, der Firma dSPACE, die auch schon viele Jahre zuvor das Handbike-Rennen unterstützte, forcierte man die Integration, in dem geistig beeinflusste Läuferinnen und Läufer mit allen anderen mitlaufen konnten. Gemeinsam läuft es besser!
Mit Organisator Michael Tack, der viele Jahre in den Schlosswerkstätten in Paderborn als Sozialpädagoge gearbeitet hat und auch durch zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten bei den Special Olympics beste Kontakte hatte, geht 2016 das erste Rennen an den Start. Zuvor gab es aber auch schon Sonderwertungen beim Osterlauf für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Die Begeisterung bei den Siegerinnen und Siegern, die natürlich eine eigene Ehrung bekamen, war groß, die Freude über die erbrachten Leistungen war in den Augen zu sehen. Michael Tack: "Special Olympics-Veranstaltungen haben eine ganz besondere Atmosphäre, die ist einmalig. Alle haben die Chance, auf dem Siegerpodest geehrt zu werden. Alle wollen gewinnen, freuen sich aber auch für die anderen, wenn sie nicht gewinnen.“
27 Minuten, 47 Sekunden: Diese magische Marke über 10 Kilometer ist beim Osterlauf fast ein Vierteljahrhundert nicht zu knacken. Aufgestellt wird sie bereits 1993 vom Leipziger Carsten Eich, der seinen eigenen Streckenrekord um satte 43 Sekunden verbessert. Erst 24 Jahre später ist der Kenianer Benard Kimeli noch schneller im Ziel.
Carsten Eich ist in Top-Form. Das weiß der damals 23 Jahre alte Leipziger, als er am 10. April 1993 beim Osterlauf am Start steht. Am Wochenende zuvor hat er in Berlin einen Europarekord im Halbmarathon aufgestellt. Eigentlich wäre das sogar ein Weltrekord gewesen, wenn nicht, ja wenn nicht ausgerechnet einen Tag zuvor ein Kenianer noch ein wenig schneller unterwegs gewesen wäre. Eich hat in Paderborn vielleicht also auch ein wenig Wut im Bauch und deshalb etwas ganz Besonderes in den Beinen.
Als er an diesem Karsamstag beim Osterlauf mit der Startnummer 1 seinen Vorjahressieg wiederholt, zeigt die Zieluhr exakt 27 Minuten und 47 Sekunden an. Streckenrekord und deutscher Rekord. Wolf-Dieter Poschmann, der wohl sachkundigste aller Augenzeugen, weiß auf Anhieb, was die (knappe halbe) Stunde geschlagen hat. „Ein Rekord für die Ewigkeit“, ruft der ZDF-Mann am Osterlauf-Mikrofon aus, nachdem der Läufer aus Leipzig seinen ganz besonderen Eich-Strich gezogen hat. Und lange, sehr lange sieht es so aus, als solle „Poschi“ recht behalten.
Olympiateilnehmer, Weltklasseläufer und Sieger großer Stadtmarathons kommen nach Paderborn - und gehen ohne den Rekord. Auch Eich selbst, der es als einer der Ersten probiert. Zwar gewinnt der inzwischen für den LAC Quelle Fürth startende Rekordhalter 1998 zum dritten Mal den Osterlauf. Doch an seine sagenhaften 27:47 kommt auch er nicht heran. Unerreichbar bleibt die Fabelzeit auch für andere Größen. Der Kenianer Rodgers Rop, später Sieger bei den berühmten Marathons in Boston und NewYork, ist 2002 in Paderborn nach 28:02 Minuten vorn. Eichs Rekord wackelt da noch nicht einmal. Oder Rops Landsmann Mises Kipkogei Kigen: Fünf Mal gewinnt der Kenianer zwischen 2003 und 2007 auf unterschiedlichen Distanzen den Osterlauf. Doch immer wieder grüßt der Eich-Rekord.
Der Äthiopier Berhanu Delele und der Kenianer Daniel Kipchumba Cherbii kommen 2010 Eich so nah wie niemand zuvor. Doch auch bei ihrem Kopf-an-Kopf-Rennen ticken die Uhren unerbittlich und stoppen nach 27:49 Nettominuten zwei Sekunden zu spät. Zwei Jahre später sprinten zwei Äthiopier, der spätere Vize-Weltmeister Mosinet Gerimew und der spätere Olympiavierte Yigrem Demelash (beide Äthiopien), verbissen um Sieg und Rekord. Wieder geht es um Sekunden, wieder fehlt nicht viel, aber wieder fehlt ein bisschen – um genau zu sein: es sind drei bzw. vier Sekunden. Nur vier Nettosekunden an der Rekordzeit vorbei läuft auch der Frankfurter Homiye Tesfaye. Er gewinnt 2015 als erster Deutscher seit Eich in Paderborn über die zehn Kilometer. Auch beim 70. Osterlauf-Geburtstag 2016 wird der ewige Rekord gejagt. Dieses Mal soll es Arne Gabius richten, zu diesem Zeitpunkt schnellster deutscher Marathonläufer. Als Ehrengast sieht Carsten Eich zu, wie der Hamburger in 28:39 Nettominuten knapp den Sieg und deutlich den Rekord verfehlt.
Als niemand damit rechnet, verblüfft ein Jahr später ein junger Kenianer. Benard Kimeli schlägt bei seinem ersten Rennen in Europa ein enormes Tempo an. Mit 27:18 Sekunden rauscht er zum Sieg und kassiert Eichs langlebigen Rekord. Die ewige Jagd ist vorbei. Carsten Eich nimmt es sportlich und stellt fest: „Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden.“
Trotzdem wird seine Osterlauf-Zeit weiter gejagt. Als deutscher Rekord steht sie auch Anfang 2023 noch immer in der nationalen Bestenliste.
Distanz | Carsten Eich 1993 | Benard Kimeli 1917 |
---|---|---|
2 km | 5:22 Minuten | 5:39 Minuten |
4 km | 10:43 Minuten | 11:05 Minuten |
5 km | 13:37 Minuten | 13:47 Minuten |
6 km | 16:25 Minuten | 16:29 Minuten |
8 km | 22:10 Minuten | 21:53 Minuten |
10 km | 27:47 Minuten | 27:18 Minuten |
Carsten Eich hat seine Karriere 2008 beendet. Er hat sich selbstständig gemacht und arbeitet im Sport- und Gesundheitsmanagement.
Ja, wo laufen sie denn? Beim Osterlauf. Und wer? Die Hasen. Zumindest ein Hase läuft seit 2018 nicht nur beim Paderborner Osterlauf mit. Sein Name? Mit einem Wettbewerb starteten wir in die Namensgebung.
Nach unzähligen tollen Einsendungen tagte die fachkundige Jury und gab anschließend den Gewinnernamen bekannt. PAOLA sollte er heißen. Dem kundigen Osterläufer wird gleich auffallen, dass PAOLA eine Zusammensetzung von PAderborner OsterLAuf ist.
Schon lange schlummerte im Organisationsteam der Traum ein eigenes Maskottchen zu haben. Man munkelt, dass schon in frühen Jahren, 1990, ein Hase beim Osterlauf mitgelaufen ist, vermutlich ein Vorfahre von PAOLA. Doch lange blieb der Traum unerfüllt, bis es endlich soweit war. Der Hase wurde bestellt und kam pünktlich vor dem Osterlauf in einem maßgeschneiderten Paket an. Unsere Mitarbeiterin Antje schlüpfte gleich in das Kostüm.
Paola begeisterte seitdem nicht nur Kinder, auch Erwachsene sind über ihre Auftritte beim Osterlauf, bei anderen Laufevents, aber auch beim Karneval oder Sportfesten erfreut. PAOLA ist übrigens noch auf eine andere Weise einzigartig. Nur PAOLA aus dem Orgateam des Osterlaufes hat es geschafft, eine eigene Autogrammkarte zu bekommen.
Und dass PAOLA auch sportlich ist, kann man spätestens seit dem 73. Osterlauf sehen. In einem Maskottchen-Rennen maß sich unserer Häschen mit vielen anderen Maskottchen, belegte beim ersten Paderborner Maskottchenlauf gleich den ersten Platz und hüpfte auf das Siegertreppchen. Herzlichen Glückwunsch!
2020/2021 keine Austragung wegen Corona-Pandemie
2022 Neustart mit reduziertem Programm
paderborner-osterlauf.de
„Wenn man auch nur ein ganz kleiner Teil vom großen Ganzen ist, so steigt doch jedes Jahr vor Ostern die Vorfreude auf den nächsten Osterlauf gewaltig an“, so beschreibt Thorsten Franz vom Osterlauf Presseteam die Gefühle der mehr als 500 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sicherlich sehr passend.
Denn sie sind es, die Jahr ein, Jahr aus bei winterlichen, wie auch sommerlichen Wetterverhältnisse den ältesten Straßenlauf Deutschlands erst richtig ans Laufen bringen.
Berichtet die Osterlauf Chronik in den Anfangsjahren noch von „einigen fleißigen Helfern im Hintergrund“ und wurden von den Teilnehmenden die „ehrenamtlichen Helfer gelobt, welche den Zieleinlauf abgesperrt hatten“, waren es 1971 schon „über 200 Helfer“ und die Zahl wuchs von Jahr zu Jahr auf nunmehr über 500 Volunteers (so die moderne Bezeichnung).
Der größte Teil der Ehrenamtlichen ist jedes Jahr aufs Neue am Ostersamstag (aber auch schon Tage davor und danach) „am Start“ und bildet das Herzstück der großen Helferfamilie. Dabei haben die Meisten auch stets „ihren“ gleichen Posten und das Osterlauf Orgateam kann sich regelrecht blind auf sie verlassen.
Die helfenden Hände sind nicht nur (wie bereits in den Anfangsjahren des Osterlaufs) als Streckenposten für die Absicherung der Strecke und des Start- und Zielbereichs verantwortlich, sondern verpflegen auch die Läuferinnen und Läufer an zahlreichen Verpflegungsstationen an der Strecke, helfen im Vorfeld beim Aufbau, geben Startnummern aus, Betreuen die Bambinis und... Diese Aufzählung ließe sich sicherlich noch über einige Zeilen ausdehnen, denn so wie der Osterlauf in den letzten Jahrzehnten immer größer und umfangreicher geworden ist, sind es auch die Aufgaben, die auf die, jedes Jahr wachsende Zahl von Ehrenamtlichen, warten. Und auch die Helfer sind laufsportbegeistert, denn auch sie absolvieren insgesamt mehrere hundert Kilometer, nur eben hinter den Kulissen.
Zu erkennen sind die guten Geister des Osterlaufs dabei immer an ihren Helfershirts, die jedes Jahr aufs Neue vom bekannten Paderborner PopArt-Künstler Herman Reichold gestaltet werden und auch ein kleines Dankeschön der Osterlauf Organisatoren an ihre Ehrenamtlichen sein sollen.
Die Erfolgsgeschichte 75 Jahre Paderborner Osterlauf wäre ohne die vielen Kinder, Frauen und Männer, die allein oder auch zusammen mit ihren Gruppen und Vereinen, undenkbar gewesen und so freuen sich die Macher des Traditionslaufes auch im Jubiläumsjahr wieder, zusammen mit den Volunteers den Osterlauf zu dem Laufsporthighlight in und um Paderborn zu machen.